Die Geschichte des mittelalterlichen Dorfes

Die Entdeckung der mittelalterlichen Siedlung am Machnower Krummen Fenn „Museumsdorf Düppel“ geht auf mittelalterliche Scherben zurück, die im Frühjahr 1939 von Horst Trzeciak gefunden wurden. Diese Scherben ließen vermuten, dass im 12./13. Jahrhundert hier eine Siedlung gestanden hatte.

Erst ab 1967 wurde mit den Grabungen unter der Leitung von Prof. Dr. Adriaan von Müller begonnen. Dabei kamen Siedlungsspuren wie Hausgrundrisse, Brunnen, Palisaden, Zäune und Alltagsgegenstände einer hufeisenförmig angelegten Dorfsiedlung zutage, die von ca. 1170 bis ca.1220 bestand. Danach wurde die Siedlung aufgegeben. Schriftliche Zeugnisse darüber gibt es leider nicht. Insgesamt wurden von 1965-1990 acht Hektar Siedlungsfläche untersucht.

Während der Ausgrabungen entstand im Kreise der Ausgräber um den damaligen Berliner Landesarchäologen Prof. Dr. Adriaan von Müller und Wolfgang Gehrke die Idee, ein archäologisches Experimentierfeld zu schaffen und Besuchern die Ergebnisse über das Leben im Mittelalter in einem lebendigen Museum zu vermitteln. Von 1975-2008 wurden zahlreiche archäologische Befunde wie Häuser, Palisaden, Brunnen, Öfen und Zäune rekonstruiert.

Diese Idee fand großen Anklang und führte zur Gründung des Vereins „Fördererkreis Museumsdorf Düppel e. V.“ mit folgenden Zielen:

  • Die Förderung und das Betreiben des sachgemäßen Aufbaus der mittelalterlichen Siedlung auf historischen Grundrissen und der Erhalt sowohl der Gebäude als auch des natürlichen Umfeldes.
  • Die Präsentation frühgeschichtlicher Lebens- und Produktionsweisen in ihrer natürlichen Umgebung und die Erläuterung des Projektes mit Führungen.

Um ein lebendiges Museum zu präsentieren, kam es zur Bildung von Arbeitsgruppen, die sich mit verschiedenen Tätigkeiten der Menschen im Mittelalter beschäftigt haben. Im Laufe der Zeit wurden in diesen Gruppen umfangreiche Kenntnisse über mittelalterliche Techniken, wie den Hausbau, die Woll- und Leinenverarbeitung, die Landwirtschaft, Tierhaltung, Holz und Metallbearbeitung, Töpferei, das Kochen und die Teerherstellung erarbeitet. Viele dieser Ergebnisse sind auch veröffentlicht worden. Das „Museumsdorf Düppel“ ist zu einem Zentrum der experimentellen Archäologie in Deutschland geworden.

Die Dauerausstellung wurde von den Arbeitsgruppen des Museumsdorfes Düppel gestaltet und aus eigenen Mitteln sowie mit viel persönlichem Einsatz aufgebaut. Sie dokumentiert zugleich auch die 39jährige Tätigkeit der einzelnen Arbeitsgruppen.

Diese Arbeit umfasst nicht nur das Studium der archäologischen Befunde und alter Schriften einschließlich der entsprechenden Literatur, sondern zum wichtigsten Teil und ganz im Sinne der experimentellen Archäologie den Nachbau sowie die Anwendung mittelalterlicher Techniken und Gerätschaften im praktischen Gebrauch. Die Arbeitsgruppen stehen jeden Sonntag und an Feiertagen im Gelände und geben den Besuchern Auskunft über das Hohe Mittelalter in einer ländlichen Siedlung. Die Informationen gehen auf jahrelange Erfahrungen in der Experimentellen Archäologie zurück.

Der Fördererkreis Museumsdorf Düppel erhielt auf Beschluss des Abgeordnetenhauses von Berlin bis 1995 eine institutionelle und personelle Förderung. Seit 1995 gehört das Museum organisatorisch und finanziell zur Stiftung Stadtmuseum. Berlin. Aufgrund der bekannten Lage der Stiftung leidet es nun chronisch unter Finanzierungsnot und Personalmangel. Der Fördererkreis bemüht sich durch intensive ehrenamtliche Arbeit den Betrieb aufrecht zu erhalten und durch umfangreiche Öffentlichkeitsprogramme die Besucher zu betreuen und die Aufenthalte so angenehm wie möglich zu gestalten.

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